» Ich fand das Auslandssemester war jede Sekunde wert und ein Erlebnis, das ich so auch noch nicht hatte. «
Student vor einem Gebäude der University of California in Berkeley

Erfahrungsbericht von Jakob

Yonsei University Südkorea, 2021

Ich möchte hier allen, die diesen Artikel/Bericht lesen, einen kleinen Einblick in meine Erfahrungen während meines Auslandssemesters in Südkorea geben und hoffe, dass sie sich dadurch begeistern lassen, selbst dieses wundervolle und doch noch etwas unbekannte Land kennen zu lernen.

Daten des Auslandssemesters

Mein Auslandsaufenthalt begann am 10.8.2021 mit dem Flug nach Südkorea und endete am 23.12.2021 mit dem Rückflug nach Hause. Das Semester in Südkorea ging von 30.8.2021 bis 17.12.2021. Beworben habe ich mich über TUM Exchange an der Yonsei Universität in Seoul. Es sei an dieser Stelle noch angemerkt, dass ich Südkorea bereits 2018 besucht hatte und es daher einer meiner Favoriten für einen Auslandsaufenthalt war.

Das Land Südkorea

Südkorea bzw. die Republik Korea liegt ca. elf Flugstunden von Deutschland entfernt, in der Nähe von Japan oder dem äußersten Ost-Ende von Russland (Wladiwostok). Die einzige direkte Landesgrenze ist die zum Nachbarn Nordkorea. Südkorea ist hier vor allem durch K-Pop und K-Drama bekannt, dort auch Korean Wave genannt. Die Hauptstadt von Südkorea ist Seoul mit knapp 24 Mio. Einwohnern, in der auch meine Universität war. Das Land gehört zu den Tigerstaaten, die durch ein rasantes Wirtschaftswachstum geprägt wurden. Südkorea bzw. die koreanische Halbinsel hat eine lange Geschichte, die von vielen Königen aber auch Kolonialisierung geprägt wurde. Südkorea entstand als Staat nach dem zweiten Weltkrieg im Zuge der Teilung durch die USA und die UdSSR. Kurz nach der Teilung kam es zum Koreakrieg, welcher viele Teile des Landes zerstörte. Nachdem Krieg entstand die heutige Grenze zum Nachbarn Nordkorea. Außerdem schaffte Südkorea einen rasanten wirtschaftlichen Aufschwung, der auch heute noch maßgeblich zur Entwicklung beiträgt. Bekannte Firmen sind zum Beispiel Samsung und Hyundai.

Korea ist heute ein Industriestaat mit viel High-Tech und, trotz Krieg, vielen historischen Sehenswürdigkeiten und viel Kultur. Das beste Beispiel hierfür ist wohl Hangul (한글), die koreanische Sprache, die 1443 von König Sejong eingeführt wurde und heute die Amtssprache ist.

Corona in Südkorea

Wer die Daten anschaut (vor allem für die, die es später lesen) werden feststellen, dass sich der Zeitraum noch in der COVID-19 Pandemie befindet. Südkorea war auch nur eins der wenigen Länder, die Auslandsaufenthalte erlaubten. Ein Auslandsaufenthalt in Japan wäre, stand jetzt (7.2.22), immer noch nicht oder nur sehr schwierig möglich. Südkorea erlaubte es hingegen, allerdings mussten einige Voraussetzungen erfüllt sein. Dazu gehörte ein negativer PCR Test und eine zweiwöchige Quarantäne in Südkorea. Es gab zwei Möglichkeiten die Quarantäne zu absolvieren. Die Erste war in einem Zimmer der Universität und die Zweite einen Dienstleister für die Quarantäne zu finden. Da ich kein Zimmer an der Universität hatte, blieb nur die zweite Möglichkeit. Der Dienstleister war aber gut organisiert, sodass man am Flughafen abgeholt und zu seinem Hotel gebracht wurde, um dann dort die zwei Wochen in Isolation zu verbringen. Nach den zwei Wochen durfte man sich wieder frei bewegen.

Südkorea hatte, nicht wie bei uns, einen Lockdown verhängt, sondern immer nur Restriktionen zu der Anzahl der Personen oder der Uhrzeit, wie lange Geschäfte geöffnet sein dürfen, ausgegeben. Dies ermöglichte einen einigermaßen normalen Alltag, auch wenn die ein oder andere Veranstaltung dadurch nicht besucht werden konnte bzw. geschlossen war. Außerdem interessant anzumerken ist, dass alle mit Maske unterwegs waren und das quasi in dem Moment, an dem man das Haus verließ und auch die ganze Zeit, selbst draußen. Während meinem Aufenthalt, änderten sich die Regeln immer mal wieder. Die Änderungen konnten aber immer online nachgelesen werden. Im weiteren Verlauf meines Aufenthalts, wurde auch der „Geimpft“ Status immer wichtiger, welcher aber bis kurz vor Ende von ausländischen Personen nicht offiziell anerkannt wurde. So gab es vereinzelt das Problem, dass der Zugang zu manchen Restaurants nicht erlaubt wurde. Glücklicherweise hielt sich das in meinem Fall in Grenzen.

Studieren in Südkorea – Yonsei Universität

Meine Gastuniversität war die Yonsei Universität in Seoul. Sie befindet sich auf der Nordseite des Han Flusses in der Nähe von Hongdae. Die Yonsei Universität zählt neben der Seoul National University (SNU) und der Korea University zu den SKY Universitäten und damit zu einer der besten in ganz Korea. Für meinen Aufenthalt musste ich Studienleistungen im Umfang von mindestens neun Credits wählen. Leider kamen noch Einschränkungen hinzu, wie dass man nur Kurse mit englischer Sprache wählen darf, weshalb die Kursauswahl leider sehr schnell schrumpfte. Da ich die verbliebenden Kurse für mein Studium bereits absolviert hatte, habe ich mir eine sehr differenzierte Kurswahl ausgesucht. Meine Wahl fiel auf eine Mischung aus technischen und wirtschaftlichen Themen, auch um meinen eigenen Horizont zu erweitern.

Das Studium selbst, war leider aufgrund von Corona fast ausschließlich online (per Zoom). Die Inhalte wurden aber von jeder/jedem Professor: in gut vermittelt. Die Unterrichtssprache war weitgehend Englisch, sodass es hier keine Probleme in der Verständigung gab. Die Kurse waren aber zum Teil sehr unterschiedlich aufgebaut. Ein Teil der Kurse hatte Live Sessions, während andere nur das Material hochluden und überprüften, ob dieses bis zu einem gewissen Datum angeschaut wurde. Wieder andere hatten eine Mischung aus beiden, sodass einmal in der Woche das hochgeladene besprochen wurde. Ab und zu gab es auch vereinzelt Hausaufgaben, die aber auch einfach hochgeladen werden konnten. Interessant hier ist noch zu erwähnen, dass Anwesenheitspflicht gilt und man bei zu häufigem Fehlen sogar den Kurs nicht bestehen kann.

In Südkorea ist es üblich, dass es zwei Prüfungsperioden während einem Semester gibt. Die Erste, ca. zur Hälfte war je nach Kurs nur ein kleiner Test, bzw. viel aus, da es am Ende eine große Gruppenarbeit gab. Für einen Kurs gab es eine Multiple Choice Klausur mit einer Essay Frage. In der zweiten Prüfungsperiode, am Ende des Semesters, gab es dann zwei Gruppenarbeiten, eine Multiple Choice Klausur, sowie zwei Berichte zum Abgeben. Die Gruppenarbeiten ließen sich unterschiedlich an, wobei eine sehr gut funktionierte und die andere erst nach diversen Problemen ein Ergebnis zusammenbrachte. Die Multiple Choice Klausur war im gleichen Stil, wie die Vorherige und die Berichte waren eher einfach zu schreiben. Insgesamt war es aber ein spannendes Semester und mit dem Ergebnis bin ich auch wirklich zufrieden.

Zeit außerhalb des Studiums

Die Zeit außerhalb des Studiums nutzte ich, um diverse Aktivitäten zu unternehmen und das Land zu entdecken. Da alles eben per Zoom/online war, bot sich die Möglichkeit auch über einen längeren Zeitraum den Ort zu wechseln und trotzdem ohne Probleme das Studium zu verfolgen. Eine meiner Hauptaktivitäten war das Wandern im Nationalpark direkt nördlich von Seoul und der Besuch von diversen Märkten in Seoul. Zusätzlich konnte ich noch die Städte Busan, Daejeon und Daegu besuchen. Die Städte sind nach Seoul die nächstgrößeren. Während des Erntedank Festes war ich auch noch auf der Insel Jeju ganz im Süden. In Seoul selbst habe ich auch noch ein paar Tempel und Paläste besucht. Außerdem ist man der koreanischen Küche über die Zeit nähergekommen, an die man sich aufgrund der Schärfe doch erst etwas gewöhnen muss. Hat man das einmal geschafft, erwarten einen viele leckere Speisen und Gerichte. Am bekanntesten ist wohl Korean BBQ, bei dem in einer größeren Runde zusammen auf einem Tischgrill Fleisch gegrillt wird, welches dann auf einem Salatblatt mit Beilagen in einem Bissen gegessen wird.

Zusammenfassung

Ich fand das Auslandssemester war jede Sekunde wert und ein Erlebnis, das ich so auch noch nicht hatte. Ich freue mich jetzt schon darauf, sollte ich Südkorea wieder besuchen können. Auch bin ich sehr froh, dass trotz Corona alles funktioniert hat und ich viel erleben konnte. Einzig schade find ich, dass es durch die Online-Uni kaum Kontakt zu koreanischen Kommilitonen:innen gab, wodurch man nicht so viel von der Mentalität der Leute mitbekommen konnte. Außerdem macht es leider fast keinen Unterschied, ob es nun Online-Uni hier oder dort ist. Mehr Leben auf dem Campus wäre sicher noch interessanter gewesen, aber auch so war alles eine großartige Erfahrung. Ich kann jedem Südkorea nur ans Herz legen, sei es für ein Auslandssemester oder als Urlaubsziel für ein paar Wochen.